Monat: Juli 2020
Ghost Kitchen – Die Netflixication der Gastronomie ist längst da!
Es ist nichts Neues, wenn Lieferanten das liebevoll und frisch zubereitete 3-Gänge-Menü ins traute Heim der Gäste befördern. Fahrradkuriere prägen immer mehr das Stadtbild in ganz Europa und gerade letzte Entwicklungen wie pandemiebedingte Lockdown-Krisen und Kurzarbeit haben der Branche gezeigt, dass sie umdenken muss, wenn sie am Markt überleben wollen. Die Außer-Haus-Gastronomie bekommt mächtig Konkurrenz durch das nicht ganz neue Gastro-Konzept „Ghost Kitchens“.
Restaurantküche ohne Restaurant
Genau das ist das Prinzip der Ghost Kitchens. In Restaurantküchen werden die kreativsten Food-Trends zubereitet, den Gastraum sucht man jedoch vergeblich. Ghost Kitchens sind ausschließlich auf den Delivery-Markt spezialisiert. Schon länger diskutiert man in der Branche über die letzte Meile, jetzt aber scheint sich die Alltagsgastronomie grundlegend zu verändern. Ghost Kitchens sind nicht mehr länger Nischenphänomen, denn Digitalisierung und Cocooning durch z.B. Covid-Krise sind regelrechte Vorantreiber.
Food Delivery, das ist Essen, was, wann und wo man will!
Während sich Lieferando z.B. in Deutschland fast ausschließlich darauf konzentriert Essensbestellungen physischer Restaurants zu bündeln und digital zu Verfügung zu stellen, haben Ghost Kitchens einen ganz anderen Vorteil: Man stelle sich vor, Küchen könnten sich flexibel, ortsunabhängig ohne teure Mieten und sogar effizienter organisieren. Dahinter stecken keine herkömmlichen Gastronomien, sondern Delivery-Dienste selbst. Weg vom simplen Boten hin zu eigenen und voll ausgestatteten Food-Plattform. Via App können Gäste hier bequem bestellen und in den eigenen gemütlichen vier Wänden Tisch und Tafel vorbereiten, sich um Freunde kümmern und der Bote bringt die Online-Bestellung einfach per Fingertipp. Herrlich!
Bereits etablierte Varianten sind Ghost Kitchens, die von Lieferdiensten betrieben werden, in denen Gerichte nach Rezepturen real existierender Restaurants zubereitet werden um diese zu entlasten (Beispiel: Zuul aus New York) oder auch Ghost Kitchens, die von Lieferdiensten betrieben werden, in denen Gerichte unter virtuellem Restaurant-Nehmen kreiert werden (Beispiel: Delivery Hero HF Kitchens).
Virtuelle Marken können viel flexibler agieren
Ghost Kitchens haben einen weiteren Vorteil: sie können sehr schnell auf neue Trends reagieren und unkompliziert neue Food-Konzepte realisieren. Das geht wesentlich schneller als beispielsweise einen Asiaimbiss in eine Dönerbude umzuwandeln. Ganz so rosig ist dieser Fakt jedoch nicht für herkömmliche Restaurants, die Apps wie Uber Eats etc. verweden um ihre Kunden zu erreichen. Für jede Bestellung über Food-Plattformen sind Provisionen zwischen 15-30 Prozent üblich. Nicht gerade rentabel auf Dauer – für das Restaurant. Jetzt das Interessante: Big Data ist King!
Apps wie Uber Eats nutzen die via App generierten Daten, sehen wo welche Speisen wie oft bestellt werden und prompt entstehen ganz neue Synergien. Restaurants werden ermutigt auf virtuelle Ghost Kitchens mit geringeren Investitionskosten umzusteigen, da es viel rentabler und zukunftsfähiger ist. Wenn da nicht die Alltagsrestaurant-Szene in Zukunft kräftig aufgemischt wird?! Fakt ist, der Delivery-Markt ist umkämpfter wie nie zuvor.